Die Liga-Saison 2018/2019 ist gelaufen, Zeit für die jährliche Analyse. Wie wars, wer war wie gut, welche neuen Bestleistungen wurden aufgestellt? Und welche Rekorde werden den Rekordhalter eher unglücklich machen?
Der Titel verrät es schon: Es gibt einen neuen Rekord, und was für einen! Die Mannschaft der BSG Ebersberg knackt den Rekord für die höchste Durchschnittsleistung einer Liga-Mannschaft und setzt sich an die Spitze der ewigen Bestenliste der Bundesliga. 6552 Ringe in 113 Sätzen entspricht einem Durchschnitt von 9,66 Ringen pro Pfeil, eine Leistung, die nach den Aufzeichnungen dieser Seite noch keine Mannschaft in der Geschichte der DSB-Bundesliga erreicht hat. Gerundet ergibt das im Schnitt (!) 58 Ringe pro Passe. Tatsächlich sind es genau 57,98. Für die Punktlandung fehlen am Ende denkbar knapp 2 Ringe.
Die Schützen Marc Rudow, Maximilian Weckmüller, Cedric Rieger, Michelle Kroppen und Christian Höck übertreffen damit die Leistung der Mannschaft BSC BB Berlin aus den Jahren 2014/2015 und 2013/2014 und verdrängen das Team aus der Hauptstadt von Platz 1. In der Saison 2008/2009 hatten Sherwood BSC Herne im Norden und die SGi Welzheim im Süden zum ersten mal in der Geschichte der Liga den Schnitt von 9,6 überschritten und Welzheim mit 9,61 an der Spitze der ewigen Liste gestanden. Berlin erhöhte dann 2013/14 auf 9,63 und ein Jahr später auf 9,65 und war damit lange scheinbar uneinholbar vorne. Ebersberg, erst die zweite Mannschaft neben Welzheim aus der Bundesliga Süd auf Platz 1 des Rankings, hat nun gezeigt, dass immer noch Luft nach oben ist.
Erwähnt werden sollte auch die Leistung der FSG Tacherting. Das Team trägt sich mit neuer Saison-Bestleistung von 9,60 auf Platz 9 der Liste ein, ist damit die zweitbeste Mannschaft des Jahres und eine von 9 Mannschaften in der Bundesliga-Geschichte mit 9,6 Ringen oder mehr pro Pfeil. Der „9,6er Club“ hat akutell 4 Mitglieder aus dem Norden und 3 aus dem Süden: Berlin, Dauelsen, Querum, Herne, Ebersberg, Welzheim und Tacherting. Berlin und Welzheim sind beide mit 2 Saisons vertreten.
Die stärkste Süd-Bundesliga aller Zeiten?
Neue Rekorde für Ebersberg und Tacherting? Das klingt nach einer starken Saison. Im Süden wurde dieses Jahr schon gemunkelt, dass die Liga 2018/19 so stark wie nie war. Vielleicht sogar stäker als im Norden?
Wer meinen ersten Artikel zu dem Thema noch im Gedächtnis hat (Siehe hier: Wird die Bundesliga immer besser?) wird sich erinnern, dass es viele Möglichkeiten gibt, die „Stärke“ einer Liga zu berechnen. Die Ringzahl eines durchschnittlichen Pfeils ist so eine. Der wird aber durch sehr gute oder sehr schwache Teams verfälscht. Die Varianz oder die Standardabweichung wären geeignet, um eine Aussage über die Leistungsdichte zu erhalten. Hier sind lange Dikussionen über die richtigen Werkzeuge möglich. Um es mathematisch einigermaßen im Rahmen zu halten, habe ich bisher aber immer Abstand von zu komplizierten Berechnungen genommen.
Stattdessen möchte ich das Diagramm aus dem Artikel von Februar 2018 weiterführen. Und tatsächlich, mit 9,41 Ringen für einen durchschnittlichen Pfeil in der Bundesliga Süd wurde der bisherige Rekord von 9,36 aus der Saison 2016/2017 deutlich übertroffen. Nicht nur sind die Ergebnisse von Ebersberg und Tacherting extrem stark, die gemittelte Leistung der vier Finalteilnehmer aus dem Süden ist so hoch wie nie. Die Schützen der TS 1861 Bayreuth verpassen mit einer fabelhaften Leistung von 9,47 Ringen pro Pfeil den Einzug ins Finale – ein Rekord im Süden, über den sich das Team sicher nicht freuen wird.
Und wie sieht es im Norden aus? Tatsächlich war die Durchschnittsleistung in der 1. Bundesliga Nord mit 9,45 Ringen pro Pfeil höher als im Süden, aber nicht rekordverdächtig hoch. Aufsteiger Jena setzt sich überraschend an die Spitze der Bundesliga und macht es damit den Blankenfelder Bogenschützen nach, denen dieses Kunststück vor zwei Jahren gelungen ist. Damals war es allerdings weder der erste Aufstieg der Blankenfelder in die 1. Bundesliga, noch die erste Finalteilnahme. Jena hingegen ist ein echter Bundesliga-Neuling, die Leistung daher umso beeindruckender. Die Ringzahlen der Teams an der Spitze der Nord-Liga waren dieses Jahr allerdings eher geringer als in den letzten Jahren. Die Durchschnittliche Passe der 4 Finalteilnehmer hatte in dieser Saison 57,18 Ringe, während eine Passe der 4 Finalisten aus dem Süden im Durchschnitt 57,32 Ringe zählte. Dass der Gesamtdurchschnitt im Norden dennoch höher ist, liegt an den guten Leistungen der Teams auf Platz 5-8. Mit einem Saison-Durchshnitt von 9,43 Ringen pro Pfeil steigt der SV Zierenberg aus der Bundesliga ab – der höchste Durschnitt eines Absteigers aller Zeiten, Nord und Süd zusammengenommen. Noch ein Rekord, mit bitterem Beigeschmack für den Rekordhalter.
Wer sich dafür interessiert, eine ewige Bestenliste der Ligen gibt es hier.
Klarer Aufwärtstrend
Obwohl die Top-Mannschaften im Norden etwas geschwächelt haben, liegt die Saison 2018/19 der 1. Bundesliga Nord auf Platz 3 der historisch höchsten Liga-Durchschnitte. Der Trend der letzten Jahre ist also ungebrochen. Und es zeigt, wie gut die Verfolger sind. Im nächsten Jahr werden Oberauroff und Zierenberg in der 1. Liga durch Holten und Detmold-Klüt ersetzt. Es wird sich zeigen, ob beide Mannschaften noch eine Schippe drauflegen können. Mit ihrem Durchschnitt in der aktuellen Saison von 9,33 (Holten) und 9,32 (Detmold) werden sie es sehr schwer haben, die Klasse zu halten. Steigern sie sich, und kommen Sherwood Herne und Blankenfelde aus ihrer kleinen Krise heraus, wird es die Saison 2019/2020 in sich haben.
Im Süden staunt man immer noch über das, was in diesem Jahr passiert ist. Dabei ist es nur eine konsequente Entwicklung, die man mittlerweile als stabil betrachten darf. Die letzten drei Jahre waren die stärksten aus 22 Jahren der 1. Bundesliga Süd. Aufsteiger SG Freiburg aus der 2. Bundesliga hat mit einem Durchschnitt von 9,36 Ringen die beste Saison der Mannschaft seit 2009 zu Papier gebracht und bringt genug Erfahrung mit, diese Leistung im nächsten Jahr so auch in der 1. Liga abzurufen. In Ebersberg haben sich erfahrene Schützen aus dem Nationalteam zusammengefunden und auf Welzheim und Tacherting ist ohnehin seit Bestehen der Bundesliga verlass. Es gibt also aktuell keinen Grund anzunehmen, dass die Süd-Liga im kommenden Jahr einfacher wird.
Ich bin Bogenschütze seit 1996. Mein Liga-Start erfolgte 2006, damals für MASA BSC Mülheim in der Regionalliga West. Von 2007 bis 2018 startete ich für den Rheydter TV, die meiste Zeit in der 1. Bundesliga Nord. 2019 bis 2022 dann für die BSG Aachen, wo ich beim Aufstieg in die 2. Bundesliga geholfen habe. Nun bin ich vorerst im Liga-Ruhestand.
Hallo Tilmann, vielen Dank für Deine ganze Arbeit mit den Tabellen und schnellen Ergebnissen zu allen wichtigen Terminen. * Hut ab* für Dein Engagement für unseren tollen Sport.
Halle Angelika, vielen Dank für die netten Worte! Ich freue mich immer zu hören, dass die Arbeit gut ankommt!